Sonntag, 28. August 2011

Die Anti-Atomkraft-Torte

!!!ACHTUNG!!!

Dieser Post wird politisch. Wer ihn nicht lesen möchte, hat jetzt noch Zeit wegzuklicken.

Okay.





























Ich wurde im Jahr von Tschernobyl geboren und bin damit noch zu jung, um mich an die Auswirkungen der Katastrophe zu erinnern. Aber ich weiss noch, wie ich als etwa 7-Jährige ein Geo-Heftchen in die Finger bekommen habe, das diesem Thema einen Titel widmete. Ich konnte noch nicht richtig lesen, aber die Bilder sagten mir mehr, als es der Text je vermocht hätte: Kinder in meinem Alter, mit grauenhaften Fehlbildungen, mit Wasserköpfen und wuchernden Geschwüren im Gesicht. Ich wusste damals noch nicht, was das war, und habe erst später einen Zusammenhang hergestellt.

Aber es hat mir trotzdem eine Heidenangst eingejagt.

Und diese Angst ist geblieben, bis heute, so dass sich mein Magen jedes Mal unangenehm verkrampft, wenn ich in der Ferne die Dampfwolken aus dem Kühlturm von Leibstadt so malerisch in den Himmel aufsteigen sehe.

Natürlich weiss ich, dass unsere Atomkraftwerke sicher sind. Genauso sicher wie die im Hightech-Land Japan, Fukushima in all seiner Tragik hat es ja bewiesen. Und danach sah es lange Zeit so aus, als ob die Atomkraft das beherrschende Thema des derzeitigen Schweizer Wahlkampfes werden würde. Und was ist jetzt? Alle diskutieren über den starken Franken, die armen Konsumenten, die ausbleibenden Touristen und die ausländischen Raver, die an der Street Parade 10 Franken für ihr Bier zahlen müssen.

Ich bin nicht naiv. Ich weiss, wie die Politik funktioniert, und dass es dort genauso Hypes gibt, wie in der Medienberichterstattung. Wie überall. Doch das heisst nicht, dass ich deshalb nicht wütend sein darf. Dass ich nicht das Recht hätte, mich darüber aufzuregen - oder?

Darum sage ich es hier: Ich bin wütend. Stinkwütend! Auf die Politiker, die sich eines Themas nur dann annehmen, wenn es ihnen Wählerstimmen bringt. Auf die Experten, die sich im Fernsehen hinstellen und behaupten, Atommüll sei ja gar nicht gefährlich. Und auf die - pardon - dummen Massen, die heute bereits vergessen haben, wie laut sie nach Fukushima nach dem Atomausstieg gerufen haben.

Und mit diesem Kuchen setze ich hinter diese Aussagen ein dickes, fettes Ausrufezeichen. Denn auch wenn die allgemeine Aufmerksamkeit mittlerweile wieder den reisserischen Plakaten einer gewissen Schweizer Partei gilt - ich bin immer noch hier. Ich interessiere mich noch.

So, jetzt ist es raus.





















(Die Torte ist übrigens eine ziemlich simple Schokoladen-Mandel-Mischung, mit Schokoglasur und giftgrünem Marzipan. Mehr Sonntagssüsse, ob politisch oder nicht, findet ihr bei Mat & Mi und hier.)

6 Kommentare:

Julie (matundmi) hat gesagt…

find ich gut, dein statement und die kucheninitative. ich bin ja freund von intiativen ;)

ostwestwind hat gesagt…

Kuchen? Ja, bitte, was für ein schönes Statement

Ulrike @Küchenlatein

Earny from Earncastle hat gesagt…

wunderbar!

Stefanie hat gesagt…

Eben habe ich auf einem anderen Blog auch einen Schoko-Kuchen bestaunen dürfen. Und jetzt läuft mir das Wasser im Mund so richtig zusammen!
Hhh, und deine Hummus-Variation sieht richtig superlecker aus!

Bestsmellers hat gesagt…

Vielen Dank an alle, das freut mich sehr! Ein gutes Statement ist doch immer einen Kuchen wert - und umgekehrt!

mano hat gesagt…

dein statement ist super - und passt leider gerade zu der meldung vom samstag, dass in gorleben am sog. "zwischenlager" erhöhte strahlung gemessen wurde. ist ja alles so sicher!
dein kuchen würde mir trotzdem schmecken! gruß von mano