Dienstag, 22. Januar 2013

Creamy Chicken Pie































Zu englischem Essen habe ich eine sehr ambivalente Beziehung. Einerseits ist mir das in Minzsauce zu Tode malträtierte Lammfleisch, das ich einmal bei einer britischen Familie zu Hause gegessen habe, noch in trauriger Erinnerung. Selten habe ich etwas ähnlich Grausliges probiert, und ich war immerhin einen Monat lang in Afrika und habe dort so manch undefinierbare Speise vorgesetzt bekommen.

Andererseits habe ich eine Schwäche für englische Süssigkeiten wie Flapjacks oder Gingerbread, den Fünf-Uhr-Tee und den traditionellen Pub Food. Fettig bis zum Gehtnichtmehr, aber wenn gut gemacht (und täuscht euch nicht, da gibt es riesige Unterschiede!!), dann doch unglaublich lecker. Noch ein Bier oder Cider dazu - passt.

Eine andere Spezialität, die ich in diesem Zusammenhang schon lange ausprobieren wollte, sind Pies. Nicht die süssen Varianten, sondern die mit Teig überbackenen Aufläufe, deren Füllung meist aus Fleisch und ein bisschen Gemüse besteht. Auch Bohnen oder Käse werden ab und zu verwendet, und teilweise mit Kartoffelpüree statt Teig überbacken.

Für meinen ersten Pie habe ich mir eine Füllung aus Hühnchen und Pilzen ausgedacht. Ein bisschen saure Sahne sorgt für die Cremigkeit, während der Dill eine frische Note reinbringt. Das Rezept für den Teig habe ich aus diesem Buch - eine tolle Inspiration für die Freunde englischer Backwaren.

Mit dem Endergebnis bin ich geschmacklich mehr als zufrieden. Was das Handwerk angeht, muss ich hingegen noch etwas üben, denn die Sauce ist mir an den Ecken ausgelaufen und auch für eine Verzierung hat es nicht mehr gereicht. Da der Magen aber schlussendlich das Auge bezwungen hat und ich ausserdem ein Fan von sumpfigem Teig bin, hat mich das nicht weiter gestört. Wer das nicht so mag, macht einfach den Teig etwas grösser, so dass auch die Ecken gut bedeckt sind.

Ich habe eine relativ flache Form verwendet, die etwa 10 auf 20 Zentimeter misst. Im Original werden hingegen ovale Formen verwendet, was das Ausrollen etwas erleichtert.

(PS: Verzeiht die miese Bildqualität, es war leider keine Kamera zur Hand, so dass das iPad zum Fotografieren herhalten musste...)


Rezept

Für den Teig:
150 g Mehl
75 g Butter, kalt
1 Prise Salz
1 Eigelb
2 EL Wasser

1.) Die Butter in Flöckchen zum Mehl geben und so lange verreiben, bis kleine Brösel entstehen. Das Ei trennen, dabei das Eiweiss separat aufbewahren. Das Eigelb zusammen mit dem Salz und dem Wasser zu der Mehlmasse geben und zu einem gleichmässigen Teig verkneten.

2.) In Folie wickeln und eine Stunde kalt stellen. In der Zwischenzeit die Füllung zubereiten.


Für die Füllung:
2 Hühnerbrüste
1 Zwiebel
1 EL Mehl
2 dl Bouillon
2 Handvoll Champignons
1 dl Sahne
2 EL saure Sahne
1 EL Senf
4-5 Stängel frischer Dill

Salz, Pfeffer und Paprika zum Würzen
Öl zum Anbraten
Weisswein zum Ablöschen

1.) Das Fleisch waschen und mit Küchenpapier trocken tupfen. In Würfel schneiden und in wenig Öl kurz anbraten. Dabei mit ordentlich Salz, Pfeffer und Paprika würzen.

2.) Die Zwiebel hacken und dazu geben, kurz anschwitzen. Das Mehl zugeben, verrühren und ebenfalls kurz mitdünsten, dann alles mit einem kräftigen Schuss Weisswein ablöschen.

3.) Sobald der Wein eingezogen ist, die Pilze (entweder ganz oder geschnitten, je nach Geschmack) und die Bouillon zugeben und alles kurz aufkochen. Wenn es anfängt einzudicken, die Sahne sowie die saure Sahne zugeben und den Senf einrühren.

4.) Die Dillspitzen von den Stängeln entfernen und hacken. Zur Sauce geben, wenn nötig noch mit Paprika und Pfeffer abschmecken. Kurz auskühlen lassen.


Zum Schluss:

1.) Die Füllung in eine Auflaufform geben und den Teig auf einer bemehlten Fläche so ausrollen, dass er die Form auf allen Seiten ein paar Zentimeter überlappt.

2.) Den Rand der Form mit Eiweiss bestreichen. Den Teig auf die Füllung legen und die Enden festkleben - Vorsicht bei den Ecken! Wer will, bringt auch Verzierungen - zum Beispiel in Form von Teigresten - auf diese Weise an.

3.) Den Teig mit etwas Milch oder Eigelb bestreichen. Anschliessend den Pie in der Mitte drei Mal einschneiden und bei 200 Grad für etwa 20 Minuten goldbraun backen.

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